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BinMG 02_2014

4 www.wfmg.de Titelthema Im Gespräch: Thomas Sattelberger Bildung wird Kernkompetenz von Unternehmen Schon als Schüler ging Thomas Sattelberger bei gesellschaftlich bedeutenden Themen keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Später wurde er zu einem der führenden Konstrukteure von richtungsweisendem Personalwesen in Deutschland. Heute, da er Rentner-Hobbys frönen könnte, will er mit seiner ausgewiesenen Expertise deutsche Unternehmer wachrütteln, damit diese sich für die Zukunft wappnen. Auch im Gespräch mit der Redaktion von BUSINESS IN MG. 4 Herr Sattelberger, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit Personalentwicklung, Führungsmethodik und Personalre- krutierung. Worauf müssen sich unsere Unternehmen in der Zukunft einstellen? Thomas Sattelberger: Die größte Herausforderung steckt in der zunehmenden Digitalisierung. Industrie 4.0 ist ein deutliches Zeichen für die kommende Art und Weise, in der wir produzie- ren, verkaufen und distribuieren: Es gibt dann nicht mehr die eine zentrale Steuerung. Produktion, Anlagen und Produkte sind cyberphysisch miteinander vernetzt, organisieren sich selbst und stoßen selbständig automatisierte Prozesse an. Dafür brauchen wir Mitarbeiter, die in einer ganz anderen Selbstsicherheit und Souveränität als bisher arbeiten. Der Mensch wird zum gebilde- ten Problemlöser für außergewöhnliche Situationen. Das klingt wie eine Szene aus einem Science Fiction. Wie weit sind wir von solchen Welten noch entfernt? Sattelberger: Experten gehen davon aus, dass diese Szenarien in zehn Jahren breitflächig Normalität sind. Internet-Giganten wie Google experimentieren mit ihrem Digital-Wissen bereits in allen möglichen Branchen Bei Smart Services haben die Ame- rikaner schon eine kritische Größe erreicht. Diesen Vorsprung aufzuholen, wird uns Deutschen schwer fallen. Bei Industrie 4.0 könnten wir noch punkten, da Deutschland eine starke indus- trielle Basis hat. Hier könnten wir mit einer ganz anderen Reich- weite entwickeln als andere Nationen. Müssen kleine und mittelständische Unternehmen diesen Wettbewerb den Großen überlassen? Sattelberger: Nehmen Sie die Automobilindustrie. Da sind die Entwicklungen im vollen Gange und für Zulieferer aller Größen zunehmend Normalität. Was aber quer durch alle Unternehmen undBranchenschnellpassierenmuss,istderdafürnötigesoziale WandelunsererArbeitsweltparallelzumtechnologischenWan- del. Dirigistische Unterschiede zwischen Geführtem und Füh- renden werden schwinden müssen. Nicht jeder Mitarbeiter wird damit umgehen können. Für diese Verantwortung sind sie doch gar nicht ausgebildet. Können wir das überhaupt leisten? Sattelberger: Für Industrie 4.0 und die Demokratisierung der Arbeitswelt brauchen wir Fachfrauen und -männer, die schon an den Schulen cross-curricular und cross-disziplinär unterrichtet werden. Auch an den Hochschulen müssen wir eine cross-dis- ziplinäre Lernkultur pflegen. Die Frage muss also lauten, wie kräftig wir uns reformieren müssen, um mit den Entwicklungen mithalten zu können. Über die zurückgehende Qualität des Nachwuchses und schwache Soft Skills wird quer durch alle Branchen gejam- mert. Aber was kann man als einzelner Unternehmer denn auch groß tun? Sattelberger: Es fehlt nicht an Ideen und Angeboten. Es fehlt am Mitmachen. Drei Dinge kann jeder Unternehmer machen: 1. Die Bildungsreform aktiv begleiten. Jeder kann Hilfe anbieten bei der Reformierung von Studiengängen und sich auch Schulen mit Rat und Tat anbieten. 2. sollten Unternehmen kluge duale Studien- und Ausbildungsmodelle anbieten. Hier ist inzwischen vieles erstarrt. Es gilt neuen Wein in alte Schläuche zu gießen. 3. sollten sie die Lernfreude und Lernlust ihrer Mitarbei- ter über alle Generationen hinweg fördern. Kann man damit gegen sinkende Qualität und Quantität der Bewerber effizient angehen? Sattelberger: Auf keinen Fall hilft Jammern und Klagen über die mangelnde Ausbil- dungsreife oder fehlende Sozialkompetenz oder gar der Ausstieg aus der Ausbildung. Der Schlüssel ist vielmehr Personal- planung. Hier ist PlanungskompetenzThomas Sattelberger 04-07_Titelthema_02-2014.indd 4 30.06.14 16:08

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