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BinMG 03_2016

www.wfmg.de 4 Titelthema Stefan Brendgen, Aufsichtsrat der IVG Immobilien AG Der deutsche Immobilienmarkt befindet sich nun schon seit geraumer Zeit in einer Hochphase. Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Droht eine Blase? Stefan Brendgen: Die Kaufpreise für Wohnimmobilien, insbeson- dere aber für Büro- und Handelsimmobilien, liegen deutlich über den langjährigen Durchschnitten. Das liegt nur zum Teil daran, dass höhere Mieten gezahlt werden. Viel wichtiger für die Immo- bilienpreise sind heute extrem günstige Finanzierungskonditionen der Banken, sowie der absolute Mangel an alternativen Anlage- formen, die Erträge bringen könnten. Die EZB flutet die Märkte zusätzlich mit Geld. Mittlerweile warnen die Bundesbank, Ge- schäftsbanken und die Versicherer: Mit Nullzinsen und geringen Renditen aus Anlageprodukten ist das gesamte System der Al- tersvorsorge gefährdet. Ich sehe allerdings nicht, dass sich in den nächsten 12 Monaten irgend etwas ändern wird, vielleicht auch länger nicht. Die derzeit nur moderat sichtbare Immobilienblase wird sich weiter entwickeln ; die Preissteigerungen sind wesent- lich eine Konsequenz der Geldschwemme der EZB, und nicht Er- gebnis guter Wirtschaftsdaten und steigender Mieten. Wenn wir in der Zukunft irgendwann wieder zu „normalen“ Zinsen zurück- finden, müssen die Immobilienpreise sich wieder anpassen. Für private Kapitalanleger und insbesondere für die Institutionellen wie Immobilienfonds und Versicherungen ist das ein sehr schmaler Grat. Große Investments konzent- rierten sich in der Vergangen- heit vornehmlich auf die Me- tropolen, sprich sogenannte A-Standorte wie Berlin, Frankfurt, München oder Düsseldorf und Köln. Zuneh- mend werden auch Großstäd- te wie Mönchengladbach von internationalen Investoren fo- kussiert. Brendgen: Es gibt hierfür mehrere Gründe: Zum einen suchen gro- ße und internationale In- vestoren nahezu weltweit nach renditeträ- chtigen An lage mög- lichkeiten, aber es gibt pra- k t i s c h keine „sicheren Häfen“ mehr. Da die A-Standorte mittlerwei- le außerordentlich teuer sind – Handelsimmobilien in Bestlagen bringen derzeit beispielsweise nur noch weniger als 3 % Rendi- te – ziehen Investoren weitere Kreise und schauen in die zweite Reihe der Großstädte. Hier erhoffen sie sich bessere Renditen und nehmen dafür etwas höhere Risiken in Kauf. Zum anderen sind Investoren an spezifischen Anlagearten interessiert, die früher für sie keine so große Rolle gespielt haben: Großinvestoren wie Von- ovia und Deutsche Wohnen haben umfangreich in Wohnimmo- bilien investiert, die früher im Eigentum örtlicher oder regionaler Gesellschaften waren. Da hat sich die Anlageform „Wohnimmobi- lien“ komplett und nachhaltig verändert und das kommt natürlich auch in Mönchengladbach an. Weiterhin hat sich die Vitusstadt zu einem führenden internationalen Standort für Logistik entwickelt, da Wirtschaftsförderung und Verwaltung hier viel Zeit und Arbeit investiert haben. Diese Entwicklung zieht ebenfalls nationale und internationale Investoren an. Wie bewerten Sie die Entwicklung der Stadt in den letzten Jahren und auch die Situation auf dem Immobilienmarkt? Brendgen: Stadtentwicklung ist ein mühsames Geschäft, welches zum Teil erst nach Jahrzehnten Früchte trägt - ich maße mir also nicht an, eine Beurteilung abgeben zu können. Aber ich sehe viel Positives: von imposanten Einkaufszentren über Umnutzungen alter Industrieflächen, Ausweitung von Logistikflächen bis hin zu Neuausweisungen von Wohngebieten, die dann auch zügig bebaut werden. Und ich sehe eine handlungsfähige und flexible Verwaltung und Wirtschaftsförderung, die ein potenzielles Rie- senproblem wie Karstadt in Rheydt entschlossen und schnell lö- sen. Das ist beeindruckend. Hinsichtlich des Immobilienmarktes insgesamt mache ich mir keine Sorgen, da wir nur in ganz selte- nen Fällen „blasenverdächtige“ Preise sehen und der Großteil der Transaktionen zu vernünftigen Preisen stattfindet. Mehr Sorgen mache ich mir hinsichtlich der Zukunft des Handels, und seiner Bedeutung für lebendige und anziehende Innenstädte und Fuß- gängerzonen. Das ist kein spezifisches Problem für Mönchenglad- bach: Was müssen Innenstädte, Fußgängerzonen und Einkaufs- zentren überall auf der Welt in Zukunft leisten, wenn ein guter Teil des Einkaufs und Handels im Internet abgewickelt wird? Wie geht es in den Innenstädten weiter? Die Fragen stellen sich zum Beispiel in der Hauptstraße in Rheydt und in Teilen der Hinden- burgstraße, und ihre Beantwortung wird weiter schwierig bleiben. Umso mehr kommt es auf die gemeinsame Initiative der Händler, Kunden und der Verwaltung an. Herr Brendgen, vielen Dank für dieses Gespräch. Eine Langfassung des Interviews haben wir auf der Website der WFMG unter www.wfmg.de/medienservice.html veröf- fentlicht. Der gebürtige Mönchengladbacher Stefan Brendgen ist seit mehr als 25 Jahren im Immobilienbereich tätig. Er sitzt im Aufsichtsrat der IVG Immobilien AG und hat im Bereich „Investment“ ca. 7,0 Mrd. Euro an An- und Verkäufen in verschiedenen Strukturen und mit in- ternationalen Partnern realisiert. Wir sprachen mit dem Branchenkenner über den deutschen Immobilienmarkt und seine Heimatstadt. Foto: TRIUVA KVG Im Gespräch mit Stefan Brendgen, Aufsichtsrat der IVG Immobilien AG „Ich sehe viel Positives. Das ist beeindruckend.“

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