Rund 185 Millionen Euro Umsatz, 49 Millionen Euro Eigenkapital, rund 300 fest angestellte Mitarbeiter – das ist die Bilanz eines sehr erfolgreichen Mittelständlers und würde Borussia Mönchengladbach schon alleine einen der vorderen Plätze der Tabelle der relevanten Wirtschaftsunternehmen der Stadt sichern. Doch dass Borussias Geschäftsmodell ein besonderes ist, zeigt sich in anderen Daten. Denn von Borussia profitieren eine Reihe weiterer Unternehmen in der Region und die Stadt als Marke erheblich – und das nachweislich.
Fußball ist „mehr als nur ein Spiel“; es ist ein „Wachstumsmotor der deutschen Volkswirtschaft“ hat die renommierte Unternehmensberatung McKinsey & Company im Februar in einer Analyse konstatiert – und das gilt mehr denn je. Die Wertschöpfung des Profifußballs in Deutschland ist auf rund 14,2 Milliarden Euro gewachsen, was eine Steigerung von 30 Prozent seit 2019 bedeutet. Die Proficlubs in Deutschland sind verantwortlich für 150.000 Vollzeitstellen; das sind mehr als die weltweite Anzahl an Vollzeitstellen von 34 der 40 Unternehmen im DAX 40. Die Untersuchung zeigt: Pro 100 Euro, die die Vereine und die Liga erwirtschaften, werden in angrenzenden Branchen über 200 Euro zusätzliche Wertschöpfung generiert. Dies sind 15 Prozent mehr als noch 2018/19 zum Zeitpunkt der letzten McKinsey-Studie zu dem Thema.
Das System Profifußball leiste einen starken Beitrag zum deutschen Arbeitsmarkt, schreiben die Autoren der Studie. Seit der Saison 2018/19 wurden durch den Profifußball rund 20.000 zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen. Nur knapp 10 Prozent der insgesamt nun 150.000 Stellen entstehen im Kerngeschäft des professionellen Fußballs, während der Rest in angrenzenden Bereichen liegt. Der Profifußball bleibt zudem eine wichtige Quelle von Steuereinnahmen. Die staatlichen Nettoeinnahmen aus diesem Segment belaufen sich aktuell auf rund 4,6 Milliarden Euro pro Jahr, was einer Steigerung von etwa 25 Prozent seit 2018/19 entspricht. Für ihre Studie hat McKinsey die wirtschaftlichen Effekte der 1. und 2. Bundesliga, des DFB-Pokals und die Inlandseffekte europäischer Wettbewerbe untersucht und eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1000 Menschen in Deutschland durchgeführt.
Inwieweit Hotels, Restaurants und die Stadt als Ganzes wirtschaftlich von Borussia Mönchengladbach profitieren, hat in der Vergangenheit auch die Hochschule Niederrhein mehrfach wissenschaftlich untersucht. Mit Aufträgen versorgte Unternehmen kurbeln ihre Produktion an, Stadionbesucher geben für Essen, Trinken und Übernachtung in der Stadt Geld aus. Diese Effekte bezifferte das Forschungsinstitut NIERS der Hochschule Niederrhein zuletzt 2014, als Umsatz und Einnahmen aus Fernsehgeldern noch deutlich geringer waren als heute. Damals kam das Team um Prof. Rüdiger Hamm auf etwa 23 Millionen Euro an herbeigeführten indirekten Effekten. Weitere, über Kreislaufzusammenhänge induzierte Effekte beliefen sich demnach auf 6,6 Millionen Euro. Jeder Euro, den der Verein ausgibt – und das waren damals 64,5 Millionen im Jahr – führte 2014 in der Stadt zu einer weiteren regionalen Wertschöpfung von fast 50 Cent. Dieser Betrag ist heute, wie die frische McKinsey-Studie zeigt, erheblich höher. Prof. Hamm ging schon seinerzeit davon aus, dass in der Stadt rund 1000 Arbeitsplätze durch die Borussia gesichert werden.
Ein weiterer Effekt kommt hinzu. Der Bundesligist sorgt für einen positiven Einfluss auf den Bekanntheitsgrad der Stadt. Tatsächlich beträgt der geschätzte Werbewert der TV-Präsenz des Vereins, den die Hochschule Niederrhein 2014 mit einer Medienresonanzanalyse ermittelte, rund 20 Millionen Euro. Die Befragungen unter Fans und Nicht-Fans hätten zudem gezeigt, dass ein positiver Imagetransfer vom Verein auf die Stadt stattfinde. „Als überregional bekanntes Wahrzeichen und als wichtiger Marketing- und Imageträger nimmt die Borussia eine bedeutende, nicht zu ersetzende Funktion für die Stadt Mönchengladbach ein“, schlussfolgert Prof. Hamm.
Goldener Teppich, Fohlen-Legenden, Statue und ein Jubiläumsspiel: So feierte Borussia Geburtstag.
Im Jahr 1900 regiert in Berlin Kaiser Wilhelm II., in Friedrichshafen unternimmt Ferdinand von Zeppelin erste Probefahrten mit dem Ballon, in Paris wird die erste Strecke der Metro freigegeben. Und in Deutschland breitet sich eine neue Sportart aus: der Fußball. Und zwar auch ein Stück weit aus Protest gegen das Turnwesen, gegen strammnationale Vereine, in denen Leibesübungen mit militärischem Drill betrieben wurden. 1900 ist das Gründungsjahr von Bayern München, dem 1. FC Nürnberg, dem 1. FC Kaiserslautern, des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) – und von Borussia Mönchengladbach. Oder genauer gesagt von: „Borussia 1900 M.-Gladbach“. So nannten die 13 Männer, die im Mönchengladbacher Stadtteil Eicken am 1. August 1900 in einer Gaststätte zusammenkamen, den Fußballclub. Der wilhelminischen Zeit entsprechend, trägt der Verein den lateinischen Namen für Preußen: „Borussia“. Seit 1955 heißt der Verein offiziell „Borussia Verein für Leibesübungen 1900 e. V“.
Das Jubiläum wurde exakt 125 Jahre später gefeiert: am 1. August 2025 – und weil ein Tag für die lange und überaus erfolgreiche Geschichte nicht reichte, kam mit dem 2.8. ein zweiter dazu. Am 1.8. haben sich ab 17:30 Uhr neben der aktuellen Mannschaft zahlreiche Vereinslegenden auf einem goldenen Teppich präsentiert – von den früheren Meisterspielern Günter Netzer und Berti Vogts bis zu Oscar Wendt und Christoph Kramer aus der letzten Champions-League-Mannschaft des Klubs. Damit alle Fans die Stars zu sehen bekamen, wurde ab 18:45 Uhr deren Ankommen am Borussia-Park auch auf einer großen Videowand im Biergarten übertragen. Das galt ebenso für die Enthüllung einer Statue. Offiziell vorgestellt wurden an dem Wochenende auch der neue Song „Mein Herz ist eine Raute“ und das exklusive Jubiläumstrikot. Am Samstag, 2. August, gab es für die Besucher ab 11 Uhr zur großen Saisoneröffnung zahlreiche Modulwelten und ein großes Familienprogramm. Am Abend folgte mit dem Freundschaftsspiel zum Jubiläum gegen den FC Valencia – dem Verein, für den einst Präsident Rainer Bonhof kickte – der krönende Abschluss. Vor dem Anstoß um 20:30 Uhr gab es ab 19:50 Uhr eine große Jubiläumszeremonie.
Foto (Quelle: HeikeIr / Pixabay)
Borussia feierte Anfang August mit den Fans das große Jubiläum zwei Tage lang.
Der Beitrag ist zunächst in der Business in MG erschien.