Was würden Sie als Unternehmer tun, wenn Ihnen alle Aufträge wegbrechen, Sie Ihre Mitarbeiter entlassen müssen und nicht wissen, wie es weiter geht? Vor dieser Frage stehen derzeit viele – auch Oliver Diederichs von EVEPROCOM aus Mönchengladbach. Als Eventunternehmer hat er die Auswirkungen der Corona-Pandemie als einer der Ersten zu spüren bekommen und angesichts des Verbotes von Großveranstaltungen bis mindestens zum 31.08.2020 wird er auch einer der Letzten sein, der wieder in den Alltag zurückkehren kann.

Für Oliver Diederichs kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. In kürzester Zeit hat er gemeinsam mit Geschäftspartnern eine Maskenproduktion und den dazugehörigen Vertrieb aufgebaut. Daraus entstand die Firma Logital: In der Produktion in Polen, wo sonst Hüpfburgen hergestellt werden, werden nun Behelfsmasken genäht.

Was mit Klinkenputzen bei den Apotheken startete, geht nun in die nächste Runde. Gemeinsam mit einem Digital-Investor aus Mönchengladbach und weiteren Partnern wurde in dieser Woche der Onlineshop www.maskenhilfe.de gelauncht. Angesichts der ab Montag, 27. April, geltenden Maskenpflicht in NRW ein guter Zeitpunkt. Was das Besondere an dieser Initiative ist und wie mit einer Onlinebestellung gleichzeitig die gemeinnützige Arbeit der Stiftung „The Wave Project“ aus Mönchengladbach unterstützt wird, erzählt uns Gründer Oliver Diederichs im Interview.

Die aktuelle Situation beeinflusst uns alle in unserem Alltag. Wie macht sie sich in Ihrem Unternehmen bemerkbar und wie gehen Sie damit um?

Diederichs: Mitte März haben wir die ersten Stornierungen unserer bestehenden Aufträge aufgrund von Corona erhalten. Dies war natürlich eine sehr schwierige Situation. Kurze Zeit später wurden auch Events für April, Mai und Juni abgesagt. Es wurde von Tag zu Tag klarer, dass es sein könnte, dass wir in ganz 2020 keine Events mehr machen könnten.

Gemeinsam mit Digital-Investoren aus Gladbach, einem Mentor und einem Produzenten, der eigentlich Hüpfburgen fertigt, haben sie einen Online-Shop realisiert und sind damit in die Maskenproduktion eingestiegen. Die Verbindung von Behelfsmasken und Hüpfburgen ist nicht direkt offensichtlich. Wie kam es zu der Idee? Wie wird aus einer Hüpfburg bitte eine Maske?

Diederichs: Unser Produzent für unsere Eventmodule, mit welchem wir bereits seit Jahren eng zusammenarbeiten, kam auf mich zu und erzählte mir, dass er eine seiner Produktionen, welche neben Eventmodulen auch Textilien nähen, nun umgestellt hat und Masken produziert. Er hatte vor, diese einfach in ein paar Apotheken anzubieten, um so eine erste Resonanz für den Markt zu bekommen. Diese Idee fand ich gut, und auch ich zog mit ein paar Mustern los in die ersten Apotheken. Zeit hatte ich ja genug leider… Die Resonanz war überragend. Somit fingen wir an, zunächst die umliegenden Apotheken in unserem Bezirk zu beliefern. Dann kam die Idee des Onlinehandels.

Was erwartet uns in dem neuen Onlineshop?

Diederichs: Der neue Onlineshop www.maskenhilfe.de ist sowohl für Endkunden als auch für Großkunden und Wiederverkäufer ausgelegt. Im Endkundenbereich gibt es 3 Sets (1 Set = 2 Masken): 2er-, 6er- und 10er-Sets. Bei jedem verkauften Set wird ein nicht unerheblicher Prozentsatz an eine Stiftung gespendet. Grob kann man festhalten: Pro 10 verkaufte Masken = eine Maske gespendet. Dies realisieren wir gemeinsam mit der Stiftung „The Wave Project“. Für Wiederverkäufer und Großkunden gibt es in Zukunft einen Extra-Login-Bereich, wo größere Stückzahlen angefragt und bestellt werden können. Unser Shop zeigt direkt die hinterlegten Staffelpreise inkl. Sonderrabattierung an. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, individuell bedruckbare Mund-Nasen-Masken ab 1 Stück zu produzieren. Vereinslogos, Firmenlogos oder aber verschiedene Muster werden dann in unserem Onlineshop per Konfigurator bestellbar sein. Partner für andere Produkte (Desinfektion, Spuckschutz, etc.) aus dem Hygiene-Bereich werden aktuell sondiert. Diese sind dann auch über unseren Onlineshop erhältlich.

Hinter der Produktion von Masken und dem Vertrieb über einen Online-Shop steckt sicherlich einiges an Arbeit. Wie hat sich das Projektteam organisiert und wie laufen die Prozesse ab?

Diederichs: Da wir drei erfahrene Unternehmer als Gründer haben, bekommen wir die Aufteilung super geregelt.  Aktuell klingelt bei uns rund um die Uhr das Telefon, NRW führt die Maskenpflicht wie andere Bundesländer ab Montag ein. In abwechselnden Schichten stemmen wir Anfragen aus verschiedenen Richtungen und koordinieren unsere Produktion.

Um sich das Ganze auch mal zeitlich vorzustellen, wie sah die Zeitschiene von der ersten Idee bis zur Realisierung des Online-Shops aus?

Diederichs: Wir waren gezwungen schnell zu handeln. Die ersten zwei Wochen haben wir Markterfahrungen sammeln können, konnten so unsere Strategie und den Markteintritt planen und waren nach ca. vier Wochen in der Lage, ca. 100.000 Masken pro Tag produzieren zu lassen. Unsere Lieferzeit beträgt momentan 4-5 Tage ab Zugang von der Bestellung. Der Online-Shop stand nach ca. 10 Tagen, und wir bekommen wiederholte Bestellungen von unseren ersten Apotheken-Kunden.

In Mönchengladbach gibt es bereits einige Initiativen, die in der Maskenproduktion aktiv sind. Zum Beispiel Van Laack in Kooperation mit der Maxmo-Apotheke oder das Theater Krefeld/Mönchengladbach. Was hat Sie dazu veranlasst, trotzdem das Projekt zu starten?

OD: Die Politik hat erwähnt, dass ca. 12 Milliarden Masken allein in Deutschland pro Jahr benötigt werden. Die Maskenpflicht gilt jetzt in allen Bundesländern. Durch die extrem hohe Nachfrage waren wir uns sicher, dass wir hier weiter investieren müssen. Hervorzuheben ist vor allem, dass wir sicherstellen möchten, dass unser Gesundheitssystem genug FFP2- und FFP3-Masken zur Verfügung gestellt bekommt. Wir richten uns mit unserem Angebot nicht an Krankenhäuser oder Arzt-Kliniken. Unsere Masken sind sogenannte Community-Masken, die perfekt für den Privatgebrauch zu nutzen sind und von der Regierung empfohlen werden.  Mit unseren Spenden sorgen wir dafür, dass vor allem Schulen und Kitas geschützt sind – daher auch die enge Zusammenarbeit mit einer Stiftung, die unser vollstes Vertrauen genießt.

Was genau ist in Kooperation mit „The Wave Project“ geplant?

OD: Hier zitiere ich gerne den Stiftungsgründer Akim Akhter: ,Unsere Stiftung hat den Fokus auf die Förderung von Schulen und Bildung im In- und Ausland gelegt. Gegründet wurden wir 2018, wo wir unsere ersten Projekte starteten. Aus gegeben Anlass sind wir in Kooperation mit dem Webshop maskenhilfe.de. Zusammen versorgen wir Bildungseinrichtungen bundesweit. Unsere erste Spendenaktion „The Wave Project vs. Corona“ startet diese Woche. Falls ihr eine gemeinnützige Organisation oder Schule kennt, meldet euch bei uns und wir sorgen dafür, dass ihr mit Mund-Nasen-Masken ausgestattet werdet.‘“

Vielen Dank.

Anna Hüben führte das Interview.