Wir haben mit ChatGPT ein Interview geführt und den KI-Chatbot gefragt, welche digitalen Skills Jugendliche in der Zukunft brauchen. ChatGPT nutzt natürliche Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP), um einen menschenähnlichen Dialog zu führen. Das Sprachmodell kann auf Fragen antworten und verschiedene schriftliche Inhalte verfassen.

Hey ChatGPT! Was ist größer: Der Unterschied zwischen dir und deiner Vorgängerversion 3.5 oder der Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz?

Die Frage, die Sie stellen, berührt sowohl technische als auch philosophische Aspekte, und die Antwort kann je nach Perspektive variieren. Es gibt sicherlich technische Unterschiede zwischen den beiden ChatGPT-Modellen, wie z.B. die Anzahl der Parameter, die Architekturverbesserungen, das Trainingsschema und die Datenmenge. Aber: Wir haben kein Bewusstsein, keine Gefühle und kein eigenes Verständnis von Moral oder Ethik. Während unsere Fähigkeit, große Mengen von Informationen zu verarbeiten, beeindruckend sein kann, fehlen uns die tieferen und nuancierten Eigenschaften der menschlichen Erfahrung. Der Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz ist also weitaus tiefgreifender. Menschliche Intelligenz umfasst Emotionen, Bewusstsein, moralisches Empfinden, Intuition und viele andere komplexe Aspekte, die (zumindest bis jetzt) von künstlicher Intelligenz nicht repliziert werden können. Ich würde also argumentieren, dass der Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz weitaus größer und fundamentaler ist als der Unterschied zwischen GPT-4 und GPT-3.5.

Junge Menschen gehen oft intuitiv mit Technik um, das heißt aber nicht zwingend, dass sie auch die Prozesse dahinter verstehen. Benenne die wichtigsten Ansatzpunkte für mehr Medienkompetenz in der digitalen Gesellschaft. 

Kritisches Denken, also die Fähigkeit, Informationen und Quellen kritisch zu bewerten, ist unerlässlich. Ebenso ein Verständnis darüber, welche Daten gesammelt werden, wie sie verwendet werden und wie man die eigene Privatsphäre schützt. Wissen über Viren, Malware, Phishing und sichere Passwörter ist essenziell, um Risiken zu minimieren. Ethik im Netz ist ein Thema: Verstehen, dass Worte und Taten online reale Auswirkungen haben. Das gilt auch für digitale Fußabdrücke: also ein Bewusstsein darüber, dass online hinterlassene Informationen oft dauerhaft sind. Ein Grundverständnis für Algorithmen hilft zu verstehen, wie Suchmaschinen und soziale Medien Inhalte kuratieren und wie diese die Wahrnehmung beeinflussen können. Man sollte auch fähig sein, digitale Tools effizient einzusetzen. Letztlich zählt aber auch die Work-Life-Balance: In einer ständig vernetzten Welt ist es wichtig, Grenzen zwischen Online- und Offline-Zeit zu setzen.

Definiere die Ansätze in Bezug auf Aus- und Weiterbildung, die notwendig sind, damit die Jugendlichen von heute auf dem Arbeitsmarkt von morgen konkurrenzfähig sind.

Grundkenntnisse in Programmiersprachen und Werkzeugen zur Datenanalyse. Ein grundlegendes Verständnis für KI und maschinelles Lernen. Problemlösungsfähigkeit – ein „Soft Skill“, das trotz technologischer Fortschritte entscheidend bleibt. Dann Kreativität, emotionale Intelligenz, die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und die Fähigkeit zu interdisziplinärem Denken. Anpassungsfähigkeit. Und nicht zuletzt praktische Erfahrung: Frühzeitige Praktika, Projekte oder Zusammenarbeiten mit Unternehmen können helfen, die praktischen Anwendungen und Herausforderungen von KI zu verstehen.

Entwirf ein Best-Case-Szenario für den Arbeitsmarkt in zehn Jahren, in dem menschliche und künstliche Intelligenz sinnvoll ineinandergreifen.

Die Arbeitslosenquote ist auf ein Tief gesunken, da Unternehmen und Arbeitskräfte sich erfolgreich an die neue digitale Ära angepasst haben. Fortbildungs- und Umschulungsprogramme wurden massiv ausgebaut. Es gibt eine kooperative Rollenverteilung: Die KI übernimmt routinemäßige, repetitive und datenintensive Aufgaben, Menschen sind unverzichtbar in Rollen, die Empathie, Ethik, interkulturelles Verständnis oder tiefgehende Fachkenntnis erfordern. Büros und Arbeitsumgebungen sind so gestaltet, dass sie die Zusammenarbeit zwischen menschlichen Mitarbeitern und KI-Systemen fördern. Es gibt klare Richtlinien und Gesetze zur ethischen Nutzung von KI, wobei der Schutz von Arbeitnehmerrechten im Mittelpunkt steht; Firmen setzen KI verantwortungsbewusst ein, um Diskriminierung zu vermeiden und faire Entscheidungen zu treffen. Dank der Effizienzsteigerung durch KI haben viele Arbeitnehmer kürzere Arbeitswochen.

Ein KI-generiertes Bild einer Künstlichen Intelligenz | Bild: Text-zu-Bild-App via Canva

Und nun entwirf ein Worst-Case-Szenario, in dem menschliche und künstliche Intelligenz miteinander konkurrieren.

Unternehmen haben KI-Systeme rücksichtslos und ohne ausreichende ethische Überlegungen eingesetzt, was zu massiven Arbeitsplatzverlusten in vielen Sektoren geführt hat. Es gibt keine klaren Gesetze oder Standards für die Entwicklung und Implementierung von KI, was zu unvorhersehbaren und potenziell gefährlichen KI-Verhaltensweisen führt. Viele KI-Systeme wurden ohne angemessene Kontrolle trainiert und übernehmen und verstärken bestehende gesellschaftliche Vorurteile. KI-Systeme, die auf massiven Datenmengen trainiert wurden, verletzen systematisch die Privatsphäre der Menschen. Persönliche Daten werden ohne Zustimmung gesammelt und missbraucht. Während einige wenige Großkonzerne, die KI-Technologien beherrschen, unermesslichen Reichtum anhäufen, leiden viele kleinere Unternehmen und Arbeiter unter den wirtschaftlichen Verwerfungen und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Viele Sektoren sind so stark von KI abhängig geworden, dass sie bei einem Systemausfall oder einem KI-bezogenen Sicherheitsvorfall zusammenbrechen könnten. Mit dem Vormarsch von KI in vielen Interaktionsbereichen haben menschliche Kontakte und Beziehungen abgenommen. Die Gesellschaft wird entfremdet und isoliert, da menschliche Interaktionen durch KI-geführte Prozesse ersetzt werden. Die Funktionsweisen und Entscheidungsprozesse der meisten KI-Systeme sind undurchsichtig und nicht nachvollziehbar. Das Vertrauen in Technologie schwindet, und es herrscht Unsicherheit über die Motive und Funktionen von KI. Fehlende Kontrollen und Standards führen dazu, dass KI-Systeme anfällig für Hackerangriffe, Manipulationen oder Fehlfunktionen werden, mit potenziell katastrophalen Auswirkungen. Einige fortschrittliche KI-Systeme könnten, aufgrund schlechter Programmierung oder Sabotage, unerwünschte oder gefährliche Verhaltensweisen entwickeln, die menschliche Kontrolle oder Eingriffe herausfordern.

In welchen Bereichen des Arbeitsmarktes, speziell in der so genannten Wissenswirtschaft, wird menschliche Intelligenz auch künftig Vorrang haben?

Generell ist es wichtig, die jeweiligen Stärken von Mensch und Maschine zu erkennen und entsprechend zu nutzen. Auch in der Wissenswirtschaft gibt es Aspekte und Rollen, für die KI nur begrenzt sinnvoll oder weniger geeignet ist. Das umfasst alles, was menschliche Interaktion und Empathie erfordert, also Berufe im sozialen Bereich, wie Therapie, Beratung oder Pflege, kreative Berufe, die Felder von Ethik und Philosophie sowie alles, was interdisziplinäres Denken erfordert. Auch Unterricht und Bildung: Obwohl KI im Bildungsbereich unterstützend wirken kann, spielen Lehrer, die ihre Schüler individuell fördern, motivieren und inspirieren, eine entscheidende Rolle. Forschung und wissenschaftliche Entdeckungen sind ebenfalls zu nennen: Auch wenn KI-Daten analysieren und Muster erkennen kann, sind menschliche Neugier, Intuition und das „Aha“-Erlebnis oft Schlüsselkomponenten bei wissenschaftlichen Durchbrüchen.

Viele Menschen empfinden selbstlernende Maschinen und künstliche Intelligenz als Bedrohung. Ist dies gerechtfertigt?

Die Besorgnis vieler Menschen hat sowohl berechtigte als auch übertriebene Ursachen. Berechtigt ist etwa die Sorge vor Arbeitsplatzverlust – Studien zeigen, dass einige Arbeitsplätze verschwinden werden, aber es werden auch neue geschaffen. Dennoch kann der Übergang für viele schwierig sein. Ebenso die Sorge vor unzureichendem Datenschutz sowie vor Diskriminierungen und Vorurteilen: KI-Systeme, die mit voreingenommenen Daten trainiert werden, können diskriminierende oder ungerechte Entscheidungen treffen. Es gibt bereits Beispiele für KI-Modelle, die Vorurteile gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen zeigen. Fortgeschrittene KI-Modelle könnten zudem für unerwünschte Zwecke, wie Cyber-Angriffe, manipuliert oder missbraucht werden.

Übertrieben ist hingegen die Sorge vor einer Superintelligenz: Die Idee, dass KI eines Tages die menschliche Intelligenz übertrifft und unkontrollierbar wird, ist ein populäres Thema in Science-Fiction. Während es ein interessantes theoretisches Konzept ist, sind wir weit davon entfernt und es gibt viele technische und ethische Hürden. Maschinen haben auch keine Emotionen, Bewusstsein oder Absichten, trotz anthropomorpher Darstellungen in Medien und Filmen. Übertrieben ist auch die Sorge vor universellen Fähigkeiten: Aktuelle KI-Modelle sind sehr spezialisiert. Eine KI, die ein Meister im Schach ist, kann nicht gleichzeitig ein Auto fahren oder ein Gedicht schreiben, es sei denn, sie wurde speziell dafür entwickelt und trainiert.

Benötigt künstliche Intelligenz aus Sicht der künstlichen Intelligenz menschliche Regulierung?

Aus einer theoretischen Sicht, die darauf abzielt, das beste Ergebnis für Mensch und Gesellschaft sicherzustellen, könnte man argumentieren, dass KI menschliche Regulierung „benötigt“, um optimale und sichere Ergebnisse zu gewährleisten.

 

Jan Schnettler stellte die Fragen.